Dawne ortografie, gramatyki i podręczniki języka polskiego
Hoch⸗Edelgebohrner Herr Commercien-Rath, Hochgeehrter und Hochgeneigter Gönner.
Ich wüste nicht, wem ich dieses, mit GOttes gnädiger Hülffe endlich einmahl zum Stande gebrachte Tractætlein mit grösserem Rechte hätte dediciren sollen, als eben Ihnen Hoch⸗Edelgebohrner Herr Commercien-Rath, mein besonders Hochzuehrender Herr und Mæcenas. Denn
Kaum hatte ich meine dem Drucke zu übergebende Arbeit geschloßen, zum letzten mahle die Hand an das Werk gelegt, im Gegentheile aber angefangen, mit meinen Gedancken zu rathe zu gehen, woher, und durch was vor einen Canal, mir die hiezu erforderliche Unkosten zufließen würden, (denn auf eine ansehnliche und der Mühe werth seyende Prænumeration konte man sich gar keinen Staat machen, sintemahlen der schlechte Vortgang der Pohlnischen Avisen, die ich vor einigen Jahren versucht gehabt, bey diesen nahrlosen Zeiten sogleich ein offenbarer Strich durch solche Rechnung gewesen wäre,) so hörte ich auch schon, zwar anfänglich gleichsam von weiten, bald aber gar nahe, und von allen Seiten, ja was noch mehr ist: nicht nur durch das innere Gehör des Gemüthes, sondern sogar mit eröffnete Ohren des Leibes, (indem mir jedermann den Herrn Commercien-Rath Saturgum weissagete) einen Gold⸗fließenden, und folglich alle Schwierigkeit aus dem Wege räumenden, aber dadurch auch eine, dem gantzen hochlöblichen Publico auf ewig dauernde Nützlichkeit mit sich führenden Strohm, ich verstehe das Saturgusche Haus, und besonders. Ew. Hoch⸗Edelgebohrnen Hochgeneigter Herr und Beförderer dieses so nützlichen Werckes, mir entgegen kommen, in und aus welchem alles was hiezu erforderlich seyn würde, in reicher Maaße zufliessen solte.
Und gewiß, weder ich, noch diejenige die mir solches geweissaget hatten, haben uns in unsern Muthmaßungen im geringsten betrogen gefunden. Dieser Preußische GANGES brachte gar leicht und in einem Augenblicke alles in seinen Gang. Seine Tieffe war mehr als zu fähig unsere Wünsche in sich zu fassen; sein schneller Lauf kam dem Verlangen von freyen Stücken zuvor; Seine Wasser ergossen sich dergestalt, daß keines sein Hoffen fruchtloß, seine Sehnsucht vergeblich ablieff, sein Begehren zu Wasser wurde.
Was also das Saturgusche Haus dem Königreiche Preußen vor eine reiche Qwelle seye, und wie es auf das Wohl seiner Mit⸗Bürger, den Anwachs des Handels und Wandels, und den Einfluß der dazu benöthigten Wissenschafften, nicht nur etwa bedacht, sondern auch so gar äusserst befliessen seye, kan in Ermangelung sowohl meiner Geschicklichkeit, als auch des zur Ausführung solcher Sache erforderten Raumes, (denn ich müste eine Chronicke schreiben wenn ich dieses bewerckstelligen wolte,) nur alleine gegenwärtiges, durch den reichen Zufluß Ew. Hoch⸗Edelgebohrnen aus dem Grunde seiner Niedrigkeit an das Tages⸗Licht hervorkommende Tractætlein, vor der gantzen unparttheyischen Welt öffentlich bezeugen.
Ich kan wohl mit Grund der Wahrheit behaupten, daß weder der Spanische Iber, noch die in den Schrifften der Alten so sehr berühmte Tiber, will nicht sagen mein Gemüthe, sondern sogar das gantze Preußische Publicum, jemahls in der Art haben ergötzen können, als dieser zu rechter Zeit und zum Nutzen seines Vaterlandes, immer Fluth⸗reich, Gold⸗und Geld⸗fließende, ja durch seinen fruchtbringenden Einfluß viele Ströhme bereichernde Tagus; vor welchem sich der, obgleich mit sieben Ausflüßen in die See schleichende Nilus, dennoch, (weil er nur mit Crocodillen prangen, im übrigen aber nichts rechtschaffenes und reelles aufweisen kan,) in den Abgrund des Meeres verkriechen muß.
Wohlan, ich schöpffe demnach aus diesem so vortrefflichem Strohme, vors erste, ein innigliches Vergnügen, daß meine vierjährige und dem Verlangen des Publici (wie man mir sagt) gemeeße Arbeit nicht vergeblich gewesen seye: vors zweite, so viel Vermögen als zu der vollkommenen Ausführung eines so theuren Werckes erfordert wird, und wünsche mir kürtzlich , doch aufrichtig, und zwar im Namen aller, die dieses Buch künftighin lesen, durchs Lesen eine dem Lande höchstnöthige Sprache erlernen, hiedurch aber auch ohne Zweiffel ihr Glücke befördern werden, daß Dero gesegnete Fluthen, mit angenehmen Geräusche, so lange, gantz unverrückt, Preußen umbschwemmen mögen, bis sich alle Gewässer der Erden, in das unendliche Meer der unumbschränckten Ewigkeit dereinstens ergiessen werden. Underdessen verharre und bin ich , bey aller ersinnlichen Hochachtung Dero dem Lande bezeigten, andern aber noch mehr als mir bekandten Verdienste, in aufrichtiger Empfehlung meiner Wenigkeit,
Ew Hoch⸗Edelgebohren,
des Herrn Commercien –Raths,
Meines Höchstzuehrenden Herrn
und Gönners
ergebenster Diener,
Carl Friedrich Müller,
als Auctor.
Königsberg
den 5. Martii 1750.
Vorbericht an den geneigten Leser.
Daß ich diese fast unglaubliche und überaus beschwerliche Mühe auf mich genommen, und gegenwärtiges Werck zu seiner, will nicht sagen: gäntzlichen, (damit ich mich etwa nicht rühme) doch aber ziemlichen Perfection, nächst Göttlicher Hülffe gebracht habe, rühret daher, geneigter Leser, weil das Publicum zwar allenthalben, wo nur das Commercium mit Pohlen im Gange ist, doch aber vornehmlich zu Königsberg, Datntzig und Riga, nach einer vollständigen und wohleingerichteten Grammatic, schon von vielen Jahren her, recht inniglich seufzet. Was ich desfalls allhier vor Zureden, und wie vielfältige Briefe ich zu dem Ende aus den jetzt erwehnten Oertern, von unterschiedlichen guten Freunden, oder auch andern, den allgemeinen Mangel recht tief einsehenden Männern, ja zuletzt von meinen zuerst in Dantzig, hernach allhier gehabten respective Herren Scholairen, seit meiner Zurückkunft aus Pohlen, gezählet, kan ich selbst so leicht nicht beschreiben; es werden aber viele von meinen hohen Gönnern allhier verhanden und noch am Leben seyn, (denn einige sind schon den Weg alles Fleisches gegangen, und unter Ihnen vornehmlich der seelige Herr Tribunals-Hof⸗und Stadt⸗Rath, wie auch hiesiger Ober⸗Richter D. Grube,) denen es umständlich bewust ist.
Es sind zwar vor einigen Jahren unterschiedliche Polnische Grammairen hin und wieder gedruckt und vor Geld zu bekommen gewesen; daß aber dem Verlangen des Publici dadurch hätte sollen fatisfaciret werden, ist nichts weniger. Jener Mahler, welcher die Beschaffenheit eines Löwens einem seiner vertrauten Freunde recht vorstellen, doch aber weder viel Zeit darauf anwenden, noch viel Raum mit seinem Gemählde einnehmen wolte, mahlete nur eine Klaue des Löwens hin, und schrieb oben über: ex ungue Leonem, aus der Klaue erhellet das Thier; ja auch diejenige so von der Beredsamkeit Profession machen, wissen es meisterlich was das seye: Pars pro toto, ein Theil vor alle, sintemahlen sie öffters nur ein Theilchen des gantzen Wercks benennen, und doch das gantze Wesen dadurch wollen verstanden wissen. Ich will es hier auch so machen, und aus jeder von denjenigen Polnischen Grammairen, die man noch bis dato vor die beste hat halten müssen, nur eine Passage anführen; der Leser wird daraus schliessen, was von ihnen zu halten ist.
Die eine gestehet p. 29. N. 1. daß heute zu Tage die vornehmsten und besten Pohlen den Accusativum pluralem primæ declinationis, in vocibus rem animatam significantibus, auf ein ow formiren, und er folglich von rechtswegen, so, wie der genitivus pluralis klingen müsse; und doch verwirfft sie kraft der Gefälligkeit die sie an ihrem eigenen Sinne hat, sothane Formirung, und setzet den erwehnten Casum auf eine andere, in Pohlen vor jene hundert Jahre gebräuchlich gewesene, aber ihr noch heute gefällige Art und Weise, feste, nehmlich auf ein e. Würde ich dazu verpflichtet seyn, den Unfug dessen, und die üble Folgen so hieraus entstehen, dem geneigten Leser darzuthun, so würde ein jeder leicht sehen, daß durch besagte Formirung des Accusativi in e, allerhand zweydeutige Reden und Redensarten herstammen; und das z. E. ein Geistlicher, wenn er sich nach dieser Grammatic richten wolte, (da man doch bis dato noch keine bessere, so viel mir bewusst ist, gehabt hat) capable seye, die ärgsten Gotteslästerungen von der Welt auf der Cantzel hervor zu bringen; wannenhero dann auch die Herren Pohlen selbst, die besagte Formirung des erwehnten Casus nach gerade abgeschaft haben, so daß man nunmehro in gantz Pohlen keine Seele mehr so reden höret: Pars pro toto. Leo ex ungue.
Die andere ist noch einfältiger. Wie so? Sie will z. E. haben, weil sich der Instrumentalis singularis nominum substantivorum, primæ und tertiæ declinationis auf ein em endiget, so solle sich auch der Instrumentalis singularis nominum adjectivorum eben also endigen. Die Ursache fügt sie hinzu: weil es den Scholairen also leichter ist, diesen Casum zu erlernen. Ist das nicht eben so viel gesagt, als: weil Mensa in Accusativo plurali Mensas hat, so muß z. E. das Adjectivum levis, im Accusativo plurali auch levas, nicht aber (wie gewöhnlich) leves haben. Warum? Es ist den Scholairen leichter, wenn sich die Adjectiva eben so endigen wie die Substantiva. Pars pro toto. Leo ex ungue. Wahrlich, laut solcher Grammatic, und ihrem Auctore zu Gefallen, muß gantz Pohlen seine Sprache reformiren.
Die dritte ist so beschaffen, daß ich, der ich doch GOtt Lob nun schon 5. Jahre beym Schul⸗Wesen bin, und folglich alle liebe Tage mit der Grammatic umgehe, auch dasjenige schon auswendig kan, was sie sagen solte, ihre Regeln dennoch nicht verstehe. Was soll mir nun ein unwissender Scholair daraus lernen? Und was ich noch verstehe, das ist falsch. Z. E. pag. 40. wird gesagt: Krolowa (die Königin) und Chorąży (ein Fähnrich) seyen Adjectiva: welches doch laut dem Geständnisse der gantzen Pohlnischen Welt gantz anders sich befindet. Pars pro toto. Leo ex ungue.
Ich vedencke es aber keinem nicht, daß seine Grammatic, auch wieder seinen Willen, nicht eben so recht gelungen seye. Es ist wahrlich kein Kinderspiel, solch ein Buch in gehöriger Art einzurichten; sondern es wird dazu eine langwierige und öftere Erfahrung zusammt einem täglichen Umgange mit der Polnischen Sprache erfordert. Und gewiß, ich würde mich selbst, da ich doch gegen die 20. Jahr in Pohlen zugebracht gehabt, nicht unterstanden haben, an die Ausführung eines solchen Werkes zu gedencken, wenn mich nicht die tägliche, und nun schon seit 4. Jahren her, GOtt Lob, mit gutem Successe, glücklich fortdauernde Information unterstützet, und mir fast alle Augenblicke Gelegenheit an die Hand gegeben gehabt hätte, bald dieses bald jenes zur Erleichterung der Sache dienliches, zu remarquiren. Da nun aber dieses geschehen, und die Sammlung meiner Anmerckungen dergestalt angewachsen, daß ich unter währender Information nunmehro schon gar nichts mehr finde, was ich noch anmercken könte, so getraue ich mich endlich dies Wercklein Dir unter die Augen zu stellen, in Hoffnung, der grosse GOTT werde auch diese meine Arbeit Ihme selbst nicht ungefällig, an Dir aber, als meinem Nächsten, zu dessen Gebrauch und Besten sie übernommen worden, nicht ungeseegnet seyn lassen. Bediene dich demnach derselben, und gib mir dadurch Gelegenheit, ein auch schon durch mich verfertigtes, vollständiges Lexicon oder Wörter⸗Buch, gegenwärtiger meiner Grammatic, durch den Gang der Buchdrucker⸗Presse, an das Tages⸗Licht nachzuschicken. Gehabe Dich wohl!
Transkrypcja: Anna Just