Dawne ortografie, gramatyki i podręczniki języka polskiego
Vorrede
Die um die polnische Literatur auf so mannigfaltige Art so verdiente Verlagshandlung Wilhelm Gottlieb Korn in Breslau hat mir den Auftrag gemacht, eine neue verbesserte Ausgabe der ehemaligen Krumbholzischen Grammatik zu machen, oder selbst eine nach den besten Grundsätzen der Sprache zu verfertigen. Wer nur einigermaßen etwas polnisch kann oder erlernt, wird ungeachtet manches guten, was jene Grammatik enthält, gleich auf den ersten Blick sich überzeugen: daß es mir nicht möglich war, sie bloß umzuarbeiten, weil sie theils so manche ganz unpolnische Regeln, theils eine Menge Provinzialismen und Archaismen enthält, ferner auch weder die dem Genius der Sprache angemessene Ordnung, noch die nöthige Vergleichung des Polnischen mit dem Deutschen beobachtet; so daß ich mich zur Verfertigung einer fast ganz neuen Grammatik entschließen mußte. Daß ich mich hierbey vorzüglich nach der Grammatik für die Nationalschulen des um die polnische Literatur ewig verdienten Hrn. Kopczynski gerichtet habe, wird Jeder, welcher dieses Werk kennt, von selbst bemerken; daß ich jedoch so wenig daraus, als aus andern Vorarbeiten bloß ausgeschrieben habe, sondern aus meinen Collectaneis, die ich bey der Verfertigung meines Wörterbuchs mir gesammlet habe, gar manches beygebracht, was dem Sprachkenner und Forscher gewiß nicht unlieb seyn dürfte, wird eben falls von selbst erhellen. In der Syntaxis habe ich besonders auf die Aehnlichkeit und Unähnlichkeit der polnischen, deutschen und oft auch lateinischen Sprache Rücksicht genommen, und dieselbe gezeigt; denn auf das Bekanntere läßt sich das Unbekanntere am besten reihen. Die Terminologie habe ich lateinisch gebraucht, weil Adelung in seiner deutschen Grammatik für Schulen sie auch lateinisch gelassen hat. Der schulgerechte Weg zur Erlernung jeder Sprache bleibt ein für allemahl der gründlichste und sicherste. Eine mehr als 18jährige Erfahrung hat mich davon noch mehr überzeuget, wenn man auch gleich in jedem Romänchen, in jedem philosophischen und unphilosophischen, in jedem politischen und unpolitischen Traktätlein Pläne zum Gegentheile findet, oder wenn gleich alle Zeitungen von Erfindung der neuen und neusten Methoden posaunen. Die sicherste Methode ist und bleibt der wechselseitige Fleiß des Schülers und des Lehrers. Der Lehrer muß durch fleißiges Nachschlagen⸗lassen, Verweisen auf die Regeln den Schüler auf die Grammatik aufmerksam machen, der Schüler muß sie sich ganz zu eigen machen, (in succum et sanguinem vertere). So wie der Reiter sein Pferd, so muß der Schüler seine Grammatik kennen, und so sich den Weg zur Erlernung des Sprache bahnen, und zwar entweder durch die Lectüre oder den Umgang mit Menschen, die sie sprechen. Dieß ist der einzige Weg zur Erlernung der Sprache, so wie es die längst vergessenen alten Schulmänner Seybold, Cellarius, Hoffmann in Zittau und andere wollten, und nach ihnen Scheller, Bauer, und so wie es alle ächten Schulmänner unserer Zeiten verlangen, ohne von dem Posaunen neuer Methoden Notiz zu nehmen. Kein anderes Mittel ist denkbar, außer etwa dem noch, welches König Johann Sobieski anwendete, der in die Länder selbst hinreisete, deren Sprache er erlernen wollte. Ein Mittel, das sich nicht so leicht und bey Jedermann practiciren läßt. Frauenzimmer, denen ihr alles leicht umfassendes Genie die Regeln gleichsam errathen und benutzen läßt, die aber es dafür selten zu einer systematischen Vollkommenheit bringen können, weil ihnen die zum Lernen nöthige Ausdauer fehlt, bedürfen der Grammatik nicht. Aber der Knabe, der Jüngling und der Mann selbst, dem Gott sey Dank, der Himmel diesen leichten Sinn nicht gegeben hat, der eines ernsten Studiums fähig ist, der kann nie ohne Grammatik in seiner eignen Muttersprache, geschweige denn in einer fremden bestehen. Ich habe diese Grammatik für Deutsche geschrieben, denen die Erlernung der polnischen Sprache nothwendig ist, das ist für diejenigen, die entweder in Polen wohnen oder mit Polen Verkehr haben, und gern polnisch lernen wollen; endlich auch für diejenigen, die da wissen: daß ohne Kenntniß einer slavischen Sprache man durchaus die Geschichte des Mittelalters nicht verstehen kann. Dieß war wohl auch mit unter der Grund, warum der gelehrteste unter allen Kaisern Deutschlands Carl IV. in seiner goldnen Bulle vom 7ten Jahre an den deutschen Churprinzen italienisch und eine slavische Sprache zu lernen anempfahl. (electorum filii – incipiendo a septimo aetatis anno in grammatica, Italica et Slacvica linguis instruantur) Die gemeinschaftlichen Schönheiten der polnischen, russischen und böhmischen Sprache, die mir nicht unbekannt sind, erlauben mir keiner von diesen drey Schwestern den Vorzug zu geben, aber unbemerkt kann es nicht lassen: daß Polen, in der Mitte aller slavischen Völker gelegen, in den Declinationen dem Altslavonischen in vielen Stücken am getreusten geblieben und manchen Ausdruck und manche Sitte beybehalten hat, die man anderwärts vergebens sucht. Auch dünkt mich, dürfte doch schon der Anfang zum Böhmischen, Polnischen und Russischen gelegt worden seyn, ehe die noch vorhandenen altslavonischen Quellen geschrieben worden sind. Es ist dieß die älteste bekannte, aber nicht die älteste wirkliche Quelle. Wer in Böhmen wohnt, dem ist das Böhmische nöthiger, in Rußland das Russiche; aber der Böhme und Russe versteht den Polen und umgekehrt der Pole beide. Der nämliche Fall ist mit allen illyrischen Völkern, und sonach verweise ich auf S. 15. Wer in Polen wohnt und mit Polen zu thun hat, dem ist das Polnische vor allen andern nöthig, nöthiger als das Böhmische und das Russische oder jede andere Sprache. Es ist zwar das Polnische nicht so leicht, wie das Französische, ungleich leichter aber wie das Lateinische. Die größte Schwierigkeit machen die Vorurtheile der Deustchen: daß die Sprache hart sey, daß sie arm sey, und das sie schwer sey. Ich verweise wiederum deshalb auf S. 10. und füge hinzu, da der sich gar nich seines Deutsche Fleißes rühmen darf, dem sie zu schwer ist.
In Ansehung der Orthographie habe ich mich nicht an die Regelen des Herrn Kopczynski halten können, und zwar aus folgenden Gründen: 1) weil sie nicht allgemein recipirt sind, 2) weil sie den Druck wirklich erschweren und 3) weil, wie ich S. 27. bemerkt habe, auch für die andere Orthographie sich etwas sagen läßt.
Das kleine Wörterbuch nach der Abstammung soll zum fleißigen Nachschlagen und dann und wann zum Memoriren dienen; nicht zum sclavischen, sondern zu dem liberalen anschaulichen mit der Wiederholung, bis sich die Formen der Ableitung dem Gedächtniß mechanisch, gleichsam von selbst, einprägen. Wer wirklich practisch grammatisch eine Sprache gelernt, oder noch mehr, eine gelehrt hat, der weiß es aus Erfahrung: wie nöthig dergleichen libri memoriales sind; denn es versteht sich von selbst, daß an die primitiva sich leicht die Bedeutung der derivativorum anreiht, und man auf diesem Wege auch zu der Beachtung der Verschiedenheit der zu erlernenden und der erlernten oder Muttersprache angeleitet wird.
Das Tirocinium soll nachkommen, nur nicht Langes Colloquia.
Ich bemerke wegen dieses Wörterbuchs und der Grammatik noch folgendes.
1) die gewöhnlichen Abbreviaturen m. f. n. masculinum, femininum, neutrum, S. Substantivum, adj. adjectivum u.s.w. Die allgemein gänge und gebe sind, weiß Jedermann, also dürfen sie nicht erst angezeigt werden.
2) id. bedeutet idem oder daß ein Wort die nämliche Bedeutung hat.
it. item, ebenfalls, also eine Nebenbedeutung.
obs. obsolet, veraltet. Daß aber veraltete Wörter auch In gewissen Fällen im Polnischen, so wie im Deutschen gebraucht werden, versteht sich von selbst, z.B. Minne, Fehde.
Das Semicolon (;) schließt die Bedeutung, was also über demselben stehet, gehört zur folgenden Bedeutung. Nar. bedeutet: Naruszewicz, Tac. der Tacitus von demselben übersetzt, Chod. dessen Leben des Carl Chodkiewicz. Amst. Bibl. die Amsterdammer Bibel 1660, Radz. Brest., die Brester Radziwilsche Bibel. Wuy. Wuiek oder die Vulgata des Wujek. Da ich keine Litteratur der Bibeln herausgeben will, so verweise ich auf Ringeltaubes Nachricht von polnischen Bibeln 1744, und was die andern Citata sind, wird der fleißiger Leser, wenn er sich von der polnischen Sprache einige Kunde verschafft, bald von selbst lernen.